Blog & Podcast
16. April 2016

Schwerverkäufliche Apotheken – unkonventionelle Lösungen

So nutzen Sie die Chance von Mitbewerbern - In der heutigen Zeit sind immer mehr Apotheken schwer verkäuflich beziehungsweise finden keinen Käufer. Entscheidend für die betriebswirtschaftliche Betrachtung ist zwar der Ertrag der Apotheke, dennoch orientieren sich die Käufer bei der Apothekensuche nach wie vor zunächst am Umsatz. Ausgehend vom Umsatz bei ansonsten durchschnittlichen Werten, gibt es für Apotheken unter 1,5 Millionen Euro Umsatz, was einem Rohertrag von etwa 375.000 Euro entspricht, kaum Interessenten. Die Veräußerung ist also häufig keine Preisfrage, sondern hängt generell davon ab, ob es überhaupt mögliche Käufer gibt.

Schwerverkäufliche Apotheken – unkonventionelle Lösungen

Über 33 Prozent der Apotheken erwirtschaften weniger als 1,5 Millionen Euro Umsatz und über 20 Prozent der Apotheken erreichen weniger als 1,25 Millionen Euro Umsatz. Tatsache ist, dass Existenzgründer Apotheken suchen, die zukunftssicher aufgestellt sind und mit denen sie eine künftige oder schon bestehende Familie ernähren können.

Bei einem durchschnittlichen Gewinn von etwa 6,5 Prozent würde selbst bei einer Apotheke mit 1,5 Millionen Euro Umsatz der Nettoverfügungsbetrag nach Steuern, Vorsorgeaufwendungen und Tilgungen „nur“ bei rund 3.500 Euro pro Monat liegen. Berücksichtigt haben wir bei dieser Kalkulation nur den Kauf des Warenlagers und noch keinen Kaufpreis. Das ist den meisten Existenzgründern zu wenig. Für einen Filiallisten ist etwas anders zu kalkulieren. Hier muss ein Filialleiter mit berücksichtigt werden, dafür fallen die Vorsorgeaufwendungen weg. Die Steuern sind in aller Regel aufgrund des bereits bestehenden Einkommens mit dem Grenzsteuersatz zu berechnen.

Der Nettoverfügungsbetrag liegt dann für die neue Filial-Apotheke bei nahezu Null. Wie gesagt, den Berechnungen liegen Durchschnittswerte zu Grunde. Im Einzelfall kann das natürlich anders aussehen und es gibt durchaus Apotheken deren Gewinn bei deutlich über sechs bis zu zwölf Prozent liegt. Voraussetzung ist dann meist ein überdurchschnittlich hoher persönlicher Einsatz.

Was also tun, wenn man sich in dieser Situation befindet und für die Apotheke keinen Käufer findet? Welche zusätzlichen Möglichkeiten außer der Schließung der Apotheke bleiben? Grundsätzlich sollte man nichts unversucht lassen, eine verdiente zusätzliche „Ruhestandsprämie“ für die eigene Apotheke zu bekommen. Zumal eine Schließung und Auflösung der Apotheke durchaus bis zu 30.000 Euro kosten kann, vorausgesetzt man kann den bestehenden Mietvertrag auch beenden. Hinzu kommen Abschläge bis zu 50 Prozent bei der Rückgabe des Warenlagers an den Großhandel.

Lösungsansätze ergeben sich möglicherweise bei der Überlegung, welcher Konkurrent in der Umgebung einen Vorteil oder auch Nachteil bei Verkauf oder Schließung der Apotheke hätte. Wo würden die Umsätze vermutlich zumindest teilweise landen, wenn die Apotheke geschlossen werden würde? Bei zwei Apotheken am Ort ist die Frage leicht zu beantworten. Vermutlich würde der Mitbewerber am Ort die Umsätze bekommen.

Hierzu ein Beispiel:

In einem Ort mit etwa 5.500 Einwohnern befinden sich zwei Apotheken. Der Umsatz ist aufgrund der vergleichbaren Lage der Apotheken gleichmäßig auf beide Apotheken verteilt. Jede macht etwa 1,3 Millionen Euro Umsatz und ist vermutlich bei Einzelbetrachtung schwer verkäuflich. Ein zu erzielender Verkaufserlös könnte zwischen 50.000 und 100.000 Euro zuzüglich des Warenlagers liegen, wenn es einen Kaufinteressenten gäbe.

Wenn allerdings eine Apotheke schließen würde und die andere Apotheke am Ort zumindest 80 Prozent des Umsatzes übernehmen würde, läge der Umsatz der verbleibenden Apotheke künftig bei 2,3 Millionen Euro. Der fiktive Apothekenwert für die zweite Apotheke am Ort hätte sich durchaus auf 400.000 € bis 500.000 Euro zuzüglich des Warenlagers erhöht. Ein Zugewinn also von mindestens 300.000 Euro. Der bisherige durchschnittliche Gewinn der Apotheke würde sich von 80.000 Euro auf 220.000 Euro erhöhen. Warum also nicht aus dieser Situation eine Win-win-Situation machen und mit dem Mitbewerber über eine Schließungsprämie reden? Diese kann sich betriebswirtschaftlich betrachtet durchaus in der Größenordnung von einem Jahresmehrgewinn oder auch höher bewegen. Für die Übergabe des Warenlagers muss man allerdings einen Weg über einen Großhandel finden. Verkäufe des Warenlagers von Apotheke an Apotheke sind gesetzlich bereits seit einigen Jahren nicht mehr möglich. Aber auch hier gibt es Lösungen.

Auch in schwierigeren Lagen und weniger eindeutigen Situationen kann es solche Lösungsansätze geben.

Bedingt durch die erschwerten Marktbedingungen wird es aber zunehmend wichtig, alle Möglichkeiten zu durchdenken, um sich wirtschaftlich besser aufzustellen oder auch den wohlverdienten Ruhestand anzutreten. Die beschriebenen Szenarien kommen auch infrage, wenn man sich eine zukunftsträchtigere Existenz aufbauen möchte und an einen Standortwechsel denkt.

Wir haben schon etliche Fälle wie die oben beschriebenen, begleitet und bis zur Vertragserstellung hin unterstützt. Es gibt also auch solche Lösungsansätze abseits der gängigen Modelle! Wichtig ist nur, dass man dabei einige rechtliche Dinge beachtet, um eine Betriebsübernahme mit allen Folgen zu vermeiden, oder aber zumindest deren Folgen zu kennen.

Wir beraten Sie gerne umfassend zu dem Thema. Sprechen Sie uns an.